Gesunde Wut ist immer dann gegeben, wenn es um das Ausdrücken eines wichtigen emotionalen Bedürfnisses geht oder um die (Wieder-) Herstellung von Grenzen gegenüber der Umwelt.
Das Ausdrücken von gesunder Wut ist deshalb immer spezifisch und sehr konkret: Es bezieht sich auf die Situation, auf das Verhalten, auf den Zeitpunkt, den Ort und die Art und Weise der Verletzung. Gesunde Wut zielt nicht einfach auf die Person, auch wenn sich die andere Person betroffen fühlen soll.
Das Ausdrücken von gesunder Wut verbirgt die eigene Verletzung nicht, sondern macht sie bewusst vor dem Gegenüber sichtbar. Wenn die eigene Verletztheit nicht sichtbar gemacht und mit „ich bin verletzt“ klar benannt wird, dann kann es sich nicht um einen Ausdruck von gesunder Wut handeln.
Typische Zeichen von reaktiver oder ungesunder Wut sind:
- Die wütende Person drückt nicht wirklich aus, worum es ihr geht.
- Ungesunde Wut ist deshalb ungesund, weil es nicht wirklich um Wut geht. Ungesunde Wut verbirgt eine andere negative Emotion der Verletzlichkeit: Trauer, Angst Verlassenheitsgefühl, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Schuldgefühl, Scham, Erschöpfung und Schwäche.
- Ungesunde Wut verallgemeinert auf unzulässige Weise, produziert "Verbalmüll" oder führt zu einem kalten Rückzug.
- Verallgemeinernde negative Bewertungen zur Situation, zur Person und Charakter werden geäussert oder im Stillen gedacht.
- Der andere wird gedanklich oder verbal als grundsätzlich schlechter hingestellt.
- Absolute Wörter wie "immer", "nie", "nur", "ständig" fallen gehäuft oder werden im Stillen gedacht.
- Zu aggressive Ironie, sarkastische und zynische Formulierungen und Wörter.
- Es fallen Drohungen und Ultimaten oder Drohungen und Ultimaten werden im Stillen für sich selber formuliert.